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Was ist die Manoshpere und weshalb fühlen sich junge Mönner davon angesprochen? Welche Phänomene existieren und wie hängt Rechtsextremismus damit zusammen? Wie geht man am besten auf junge Männer zu, um sie in ihrer positiven Männlichkeit zu unterstützen? Wie kann man konstruktiv an Männlichkeit arbeiten?

1. Was ist die Manoshpere?

Als Manosphere wird ein loses, antifeministisches Netzwerk von Männern bezeichnet, die davon überzeugt sind, dass sie aufgrund des Feminismus oder der Gleichberechtigungsbewegung in der modernen Gesellschaft benachteiligt sind. Gemeinsam ist diesen Online-Communities ein tief verwurzelter Frauenhass und die Vorstellung, dass Frauen Schuld an ihren Problemen seien. Frauen werden innerhalb der Manosphere nicht als vollwertige Menschen wahrgenommen, sondern nur auf ihre Sexualität reduziert. Einige vertreten die Haltung, dass ihnen Sex mit Frauen selbstverständlich zustehe. Viele vertreten ein Bild von toxischer Männlichkeit, das Stärke, Dominanz und emotionale Kälte idealisiert – und dabei Weiblichkeit und „schwache“ Männer abwertet. Dieses männliche Idealbild wird oft unter dem Begriff „Alpha-Mann“ zusammengefasst.

Quelle: Schau-hin.info


2. Weshalb spricht diese junge Männer an?

„Statt die Phase der Unsicherheit im Teenager-Alter auszuhalten, sehnen sich viele junge Männer nach klarer Führung“ sagt Marko Kovic – und landen über soziale Medien bei extremen, hypermaskulinen und wütenden Stimmen wie Tate Andrews. «Er vermittelt ihnen auf scheinbar fürsorgliche Weise, was Männlichkeit bedeuten soll und verdient damit Millionen.». Allgemein verspricht diese Art von Influencern ihren Followern schnell reich, sowie erfolgreich und so von Frauen begehrt zu werden. Man ist kein „Opfer“ mehr, sondern gehört zu den Gewinnern. Die Unsicherheit von jungen Männern wird ausgenutzt, indem sie in Coachings abgezockt werden. Über dieses Vorgehen von Kollegah hatte sich Böhmermann 2019 in einem Videoclip lustig gemacht.


3. Welche Phänomene gibt es?

  • Männlichkeits-Influencer

Online-Persönlichkeiten wie Andrew Tate, die auf Social Media jungen Männern versprechen, sie zu Reichtum, Erfolg und „echter Männlichkeit“ zu führen. Auf den ersten Blick wirkt es wie Motivationsreden, oft enthalten sie aber frauenfeindliche Inhalte. Sie inszenieren sich meist mit ihrem Luxus und ihrem muskulösen Körper.

  • Pick-Up-Artists (dt. Abschlepp-Künstler) (PUAs)

Diese Männer geben online Tipps, wie man möglichst viele Frauen zu Sex überreden kann. Dabei setzen sie auf manipulative Taktiken, die häufig auf Kontrolle, psychologischen Druck oder Abwertung der Frau basieren.

  • Men’s Rights Activists (dt. Männerrechtsaktivisten) (MRAs)

Diese Männer sehen sich als Verlierer gesellschaftlicher Veränderungen und glauben, dass Frauen mittlerweile systematisch im Vorteil sind.

  • Incel, kurz für Involuntary Celibates (dt. unfreiwillig zölibatär)

Als Incels bezeichnen sich Männer selbst, die keinen sexuellen Kontakt zu Frauen haben und das als persönliches Versagen erleben. Viele machen Frauen dafür verantwortlich, weil sie nur an attraktiven „Alpha-Männern“ interessiert seien. In radikalen Fällen äußern Incels online Hassfantasien oder Gewaltandrohungen gegen Frauen. In der Vergangenheit kam es bereits zu tödlichen Amokläufen durch Männer, die sich selbst als Incels identifizierten.

Quellen: http://Schau-hin.info, jugendundmedien.ch

  • Games-Sphären

Insbesondere in den lange eher männlich dominierten Games-Communities gibt es einen gewissen Grad an toxischer Männlichkeit. Dies äussert sich beispielsweise via Anfeindungen von Game-Influencern gegen weibliche Gamerinnen.

Auch Verschwörungstheorien wie die „Red-Pill-Theorie“ (Angelehnt an den Film Matrix) geistern in der Community herum: Man erkennt die «Wahrheit», wie Frauen ihre Macht ausüben, indem sie sich etwa in die Opferrolle begeben.


4. Rechtsextreme fischen in diesen Sphären

Für rechtsextreme wie die „Junge Tat“ sind diese Plattformen interessant um neue Mitglieder zu rekrutieren. Auch die mit grosser Reichweite auf Tik Tok operierende AFD sorgte vor einem Jahr, mit einer Story zu Männlichkeit („Echte Männer sind rechts – dann klappt’s auch mit der Freundin„), für grosse Aufmerksamkeit und Diskussionen. Auch Youtube ist eine wichtige Spielwiese um rechtsextreme Inhalte zu streuen. Dort besteht inhaltlich eine grosse Schnittmenge zu Themen der Manosphere. Der Handysektor hat eine Anleitung veröffentlicht, wie Rechtsextreme Porpaganda auf Social Media erkannt werden kann.


5. Wie auf junge Männer zugehen? Wie sie in ihrer positiver Männlichkeit unterstützen?

5.1 Junge Männer in ihrer positiven Männlichkeit unterstützen

Marko Kovic rät, dass die ganze Gesellschaft die Sorgen und Fragen von jungen Männern ernster nehmen und zuhören sollte, sowie sie zur Selbstreflexion anregen. «Damit sie verstehen, dass es ihnen nicht schlechter geht, nur weil es anderen – insbesondere Frauen – heute besser geht als früher.»

Quelle: tagesanzeiger.ch

Weitere Empfehlungen:

  • Mit jungen Männern sprechen, offen sein für ihre Sorgen und Ängste, sie nicht (vor)verurteilen. Provokationen konstruktiv begegnen. Versuchen die Themen dahinter zu sehen und diese zu bearbeiten. Dies möglichst nicht in künstlichen eins-zu-eins-Settings, sondern eher im Rahmen gemeinsamer Erlebnisse wie Ausflüge, Gamen, handwerkliche und kreative Aktivitäten.
  • Schauen, dass junge Männer weniger Online sind. Alternative Angebote bieten.
  • Niederschwellige, angeleitete Gruppen/Peer-to-Peer Gesprächsangebote anbieten. Beispielsweise in Form von Game- oder Kartenspielabende.
  • In der Arbeit mit ihnen Challenge-Settings anbieten. Sprich spielerische Herausforderungen, wo sie sich in verschiedenen Bereichen positiv messen und beweisen können.
  • Selbständigkeit und (Selbst)Verantwortung fördern, sowie ihre Ressourcen stärken, damit sie ihre Kompetenz erleben und Selbstvertrauen tanken.
  • Gesellschaftlich schauen, wo junge Männer Nachteile haben. Sie beispielsweise in der Schule unterstützen, wo sie gegenüber Mädchen, aufgrund ihrer entwicklungspsychologischen Entwicklung, meist 1–2 Jahre später in Bereichen wie Konzentration, Sprachentwicklung und sozial‑emotionaler Reife vergleichbare Kompetenzen ausbilden.
  • Ein Positives Vorbild als Mann vorleben.

5.2 Ressourcen und Unterstützungsangebote

Eine Übersicht über Beratungsangebote, Fachinhalte und Fachgruppen zum Thema etc. bietet Männer.ch. Unter anderem auch, was wir dem Backlash reaktionäre Männlichkeit entgegen halten können. Ausserdem sprechen bei Brojuventute bekannte junge Männer über Männerthemen. In Deutschland helfen auch Aussteiger-Programme aus der Szene auszusteigen.

Bücher wie „Kampfesspiele“ bieten Methoden, damit Jungs (und Mädchen) mit Spass in ihrer Entwicklung unterstützt werden.

5.3 Politische Initiative

Zum Thema hat Cedric Wermuth eine Interpellation an den Bundesrat eingereicht. Wermuth plädiert für niederschwellige Präventions- und Ausstiegsangebote. Dies solle vor allem in Form von digitaler Sozialarbeit für betroffene Männer und deren Angehörige angeboten werden.


6. Konstruktiv an Männlichkeit arbeiten

Es gibt auch viele weitere (Männer)gruppierungen/Foren wie auf reddit oder die feministen.ch wo man sich einbringen kann, um konstruktiv an Männlichkeit zu arbeiten.


Kontakt

Digitale Fachstelle der OJA Zürich

Renato Hüppi, renato.hueppi@oja.ch

Link zum Originalblog (OJA Zürich Fachstelle Digitalität)

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